Thorner Frieden: Auswirkungen für Polen

Thorner Frieden: Auswirkungen für Polen
Thorner Frieden: Auswirkungen für Polen
 
Die vernichtende Niederlage bei Tannenberg 1410 hatte die Herrschaft des Deutschen Ordens erschüttert. Der Erste Thorner Frieden 1411 verursachte große finanzielle Belastungen. Nach weiteren militärischen Auseinandersetzungen mit der Krone Polens (1414, 1420-22 und 1430-35) schlossen sich die mit der Ordensherrschaft unzufriedenen preußischen Landstände 1440 zu einem »Bund vor Gewalt« zusammen, der nach Eroberung fast aller Ordensburgen im Februar 1454 dem Jagellonen König Kasimir IV. (1447-92) die Oberherrschaft über das Weichselland antrug. Der sich über 13 Jahre hinziehende, vor allem von Danzig finanzierte Belagerungs- und Abnützungskrieg wurde schließlich am 19. Oktober 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden beendet.
 
Pommerellen mit Danzig, das Kulmer und das Michelauer Land, Elbing und die Marienburg fielen ebenso an Polen wie das Bistum Ermland (Warmia), wodurch Polen über die Weichselmündung Zugang zur Ostsee gewann. Das in die drei Wojewodschaften Pommerellen, Kulm und Marienburg untergliederte »Preußen königlichen Anteils« wurde vorerst Polen nicht einverleibt, sondern in einer rechtlich nicht eindeutig definierten Union der Krone Polens unterstellt. Da König Kasimir sein Vorhaben, den Deutschen Orden in türkische oder tatarische Grenzlande umzusiedeln, nicht durchsetzen konnte, verblieb dem Orden das östliche Preußen mit Königsberg als eine Art polnisches Lehen.
 
Der Hochmeister wurde in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht, indem er sich verpflichtete, den polnischen König als »Haupt und Oberen« anzuerkennen, einen persönlichen Treueid zu leisten und Kriegshilfe zu stellen; die geplante Aufnahme polnischer Ritter bis zur Hälfte der Gesamtzahl sollte dem Orden seinen vorwiegend deutschen Charakter nehmen. Obwohl sich die Hochmeister den drückenden Vertragsbestimmungen zu entziehen versuchten, stellte der restliche Ordensstaat keine Bedrohung für Polen mehr dar, das mit dem so stark von seiner deutschen Bevölkerungsmehrheit geprägten Weichselland eine beträchtliche Ausweitung seiner politischen, ökonomischen und militärischen Bedeutung erfuhr.
 
An der Weigerung des 1498 zum Hochmeister gewählten Friedrich von Sachsen, den Lehnseid zu leisten, entzündete sich ein neuer Konflikt. Da es dem Nachfolger Albrecht von Hohenzollern-Ansbach nicht gelang, aus dem Deutschen Reich breite Unterstützung zu erhalten, vollzog er, dem Rat Luthers folgend, die Säkularisierung des nur noch knapp 50 Ritter zählenden Ordens und ließ sich am 10. April 1525 in Krakau mit »Preußen herzoglichen Anteils« (Herzogtum Preußen, Hauptstadt Königsberg) belehnen.
 
Nach 300 Jahren endete die wechselvolle, durch Christianisierung und Landesausbau gekennzeichnete Geschichte des Deutschen Ordens, dessen Tätigkeit die staatliche Einheit Polens stets gefährdet hatte. Polen, das unter den Kriegen mit dem Orden schwer gelitten hatte, ging dank der Territorialgewinne nun als Ostseeanrainer beträchtlich gestärkt aus der Auseinandersetzung hervor.

Universal-Lexikon. 2012.

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